Resümee
30. Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler (05.-27.3.2025)
Gratulation an die Preisträger*innen!
LUCIA KOTIKOVA erhält den diesjährigen Günther-Rühle-Preis!
Der Publikumspreis geht an LILLY-MARIE VOGLER!
Und der Preis der Schüler*innen-Jury geht an das ENSEMBLE von "Das schweigende Mädchen" !
Wir danken allen Gastspielteams für fünf eindruckvolle Abende im Parktheater Bensheim.
Die Woche junger Schauspieler*innen 2025 endete am Donnerstagabend, den 27.3.2025, mit dem 5. und letzten Gastspiel "Einsame Menschen" vom Stadttheater Gießen; in Anschluss wurden die Preise bekannt gegeben.
Mit ihrer packenden, körperlichen Interpretation imponierte Lucia Kotikova: Bei der 30. Woche junger Schauspieler*innen stand sie mit „Blutbuch“ (Theater Bern) auf der Bühne des Parktheaters – und hinterließ nachhaltigen, intensiven Eindruck. Zum Abschluss des Festivals wurde ihr für ihre herausragende darstellerische Leistung der Günther-Rühle-Preis verliehen.
Die Jury, bestehend aus Christiane Altenburg (Verlag der Autoren), Florian Krumb (Gymnasiallehrer und Leiter der Theater-AG am Alten Kurfürstlichen Gymnasium) und Paul Berg (Dramaturg am Theater Heidelberg) würdigte damit Kotikovas überragendes und „virtuoses Spiel“ im Soloabend „Blutbuch“ (nach dem vielfach ausgezeichneten Roman von Kim de l’Horizon), „das zu einer Sammellinse des Texts wurde“, wie es in der Laudatio der Jury heißt: „Diese Linse bündelte, sie intensivierte und – wenn wir sie lange genug lassen – brennt sie auch das eine oder andere Papier durch und hinterlässt Spuren (…). Fragil und gleichzeitig kontrolliert brillierte Kotikova in einem virtuosen Spiel mit Brüchen, mit purer Durchlässigkeit für eine Amplitude an Tönen und erzählerischem Sog. Die Grenzen zwischen Bühne und Publikum lösten sich auf, wurden zu emotionaler Nähe oder distanzierter Reflexion. Ihr Spiel wurde zu einem verbindenden Glied, das mit herausstechender Direktheit genau dahin zielte, wo es Resonanz erzeugt.“ Dieser schauspielerische Widerhall war bleibend und wurde mit dem Günther-Rühle-Preis in Höhe von 3.000 Euro prämiert. Lucia Kotikova gab anschließend bekannt, das Preisgeld an den Verein "vielbunt", zu spenden, der in Darmstadt das Queere Zentrum betreibt: "Es mir wichtig im Namen des "Blutbuchs" einen Beitrag zum queeren Leben beizutragen auch außerhalb vom Theater. Welches sicherer und selbstverständlicher werden muss. Gerade in der heutigen Welt die diesbezüglich einen backlash erlebt." Eine tolle Geste!
Mit ihrer Solo-Darstellung überzeugte Lilly-Marie Vogler in „Iphigenies Rache“ vom Theater Regensburg das diesjährige Publikum. Als Schauspielerin und zugleich Autorin des Auftaktstücks der „Woche“ warf Vogler einen neuen Blick auf die Rolle der Frau und hinterfragte inmitten des antiken Mythos moderne patriarchale Strukturen. Dabei verkörperte sie verschiedene Charaktere und fesselte die Zuschauer*innen über anderthalb Stunden mit der antiken Tragödie – völlig neu erzählt und eine beeindruckende Leistung, für die die junge Schauspielerin mit dem Publikumspreis geehrt wurde. Auch in diesem Jahr wurde die Trophäe von den Meistern für Veranstaltungstechnik im Parktheater gestaltet.
Bensheimer Schüler*innen gaben im Zuge des Projekts „Theaterkritik“, unter der Leitung des Theaterpädagogen Raphael Kassner, ihr Votum für die ihrer Meinung nach beste Inszenierung ab. Mit „Das schweigende Mädchen“ von Elfriede Jelinek hinterließ ein herausforderndes Theaterstück bei Dana Brückner, Mina Evelyn Gunther, Finn Kostial, Ronja Richter einen besonderen Eindruck. Im Mittelpunkt des Stücks steht die Rechtsextremistin Beate Zschäpe und ihr Schweigen im NSU-Prozess. Die Interpretation des „hochkomplexen Textes“ von Jelinek, der vom Ensemble der Universität Mozarteum Salzburg „lebendig auf die Bühne gebracht wurde“, setzt sich mit den Themen Rassismus, Rechtsextremismus und gesellschaftliches Schweigen in Deutschland auseinander und beeindruckte die junge Jury vor allem durch eine intensive Bildsprache und Symbolik.
Die Auswahljury – bestehend aus Johanna Wehner (Vorsitz), Amina Eisner, Bernd Isele und Katrin Spira hatte die fünf Stücke ausgewählt, die seit Anfang März im Rahmen der Veranstaltung gezeigt wurden.
Der von der Stadt gestiftete Günther-Rühle-Preis, benannt nach dem Ehrenpräsidenten der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste, wird seit 2003 vergeben. Seit 2009 wird er im Namen des vor dreieinhalb Jahren verstorbenen Theaterkritikers und Schauspielintendanten verliehen.
Kontakt
Sabrina Egetenmeir
Am Wambolterhof 2
64625 Bensheim
Tel.: 06251-177817
E-Mail: parktheater(at)bensheim.de