Sammlung Jan Tichy
Jan Tichy ist ein zeitgenössischer Künstler und Pädagoge, der an der Schnittstelle von Video, Skulptur, Architektur und Fotografie arbeitet. Seine konzeptionellen Arbeiten sind sozial und politisch aufgeladen. Er wurde in Prag geboren, studierte in Israel und erhielt seinen MFA am Art Institute of Chicago, wo er heute Associated Professor am Department of Photography und am Department of Art & Technology Studies ist.
Als Künstler und Pädagoge, der mit Lichtmedien arbeitet, die von der Fotografie bis zu Projektionsinstallationen reichen, steht Tichy in ständigem Dialog mit der Kunst und Pädagogik des Bauhausmeisters und Visionärs László Moholy-Nagy. In Bensheim zeigte Tichy mit der Ausstellung „Weight of Light“ im Museum Bensheim einen Ausschnitt seines Werks. Gleichzeitig ergab sich für ihn im Rahmen seines Aufenthalts als Artist in Residence in Bensheim die Möglichkeit mit der Sammlung des Museums mit der lokalen Geschichte in Resonanz zu treten.
Der Künstler Jan Tichy ist bekannt dafür, bestehende Museumssammlungen neu zu interpretieren. Als er nach Bensheim eingeladen wurde, sprachen ihn besonders die Glasobjekte aus den Beständen des Museums an – ein Material, das eng mit Licht und der seiner Installation no. 30 (Lucia) korrespondiert. Ein weiterer Aspekt der örtlichen Sammlung, der Tichy ansprach, waren die Gegenstände, die von Flüchtlingen aus Arnau/ Hostinné im Riesengebirge/ Tschechische Republik, 1945 mitgebracht wurden. Die flüchtenden Menschen aus Arnau, genauso wie Lucia Moholy, konnten schweres und zerbrechliches Glas nicht mitnehmen, als sie gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen. Dies veranlasste den Künstler nach Hostinné zu reisen, dort modernes Glas zu erwerben und nach Bensheim mitzubringen. Daraus erstellte er 2019 im Museum Bensheim einen Satz von sieben Photogrammen unter Verwendung des „neuen“ Arnauer Glases in Kombination mit historischen Glasobjekten aus der Sammlung des Museums vom 12. bis 21. Jahrhundert.
Die Photogramme zeigen bei der Belichtung durchleuchtete Objekte, die für verschiedene Tätigkeiten im Haushalt und im Leben stehen, wie beispielsweise Chemie, Wasser oder Feuer. Gleichzeitig gelingt es Tichy auf diese Weise, das in der Sammlung historisch bedingt fehlende „Arnau-Glas“ zu integrieren und legt damit einen innovativen und zeitgemäßen Ansatz zum Umgang mit der Thematik der „Heimatvertriebenen“.
Die Arnau-Prints konnten aus eigenen Mitteln und mit der Unterstützung der Galerie Kornfeld in Berlin erworben werden.